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Fabian Cancellara und ich

Ich begehe Verkehrsdelikte. Täglich 7 an er Zahl. Auf dem Weg zur Arbeit missachte ich einen Linksabbieger, fahre durch zwei Einbahnstrassen, nehme durchschnittlich drei Fussgängern den Vortritt am Zebrastreifen und fahre konstant mit übersetzter Geschwindigkeit in Tempo 30. Das ist verboten und macht Spass.
Und ich fühle mich dabei wie mein bester Freund aus der Zeit meiner frühesten Jugend, der damals an der Spitze des Nachwuchses im Schweizer Radsport mitgefahren ist. Der Höhepunkt seiner Jahresplanung war jeweils das 6-Tagerennen im Zürcher Hallenstadion.
Und auch für mich – schon damals komplett unsportlich, Kettenraucher und mit Neigung zur Fettleibigkeit – waren die Tage im Zürcher Hexenkessel wie für andere Basler die Fasnacht. Sechs Tage schlichen wir, die treusten Fans eben dieses Freundes, durch die Katakomben der Arena, schliefen auf den Bänken und ernährten uns von Bratwurst, Pommes und Bier, um immer dann, wenn sich der Nachwuchs im “American” die Beine aus dem Leib strampelte, brüllend und Fahnen schwingend am Geländer zu hangen.
Noch fehlt das Gebrüll an Wegrand meines privaten Kurzstrecken-Zeitfahrens . Mal kreischt eine verängstigte Grossmutter oder ein Hundhalter wirft mir seinen Robbydog-Sack hinterher. Ansonsten entzieht sich mein persönlicher Erfolg der Öffentlichkeit.
Das könnte anders sein. Ich spiele mit dem Gedanken, zwischen Das Schiff im Rheinhafen und den Basel City Studios im Dreispitz ein illegales Radrennen zu veranstalten. Eines auf Zeit und mit freier Strecken- und Deliktewahl. Eine Art Brislauf auf dem Velo – ohne Birs und Alkohol dafür mit massig anderen Drogen: EPO, Insulin-like Growth, Gonadotrophins und wie sie alle heissen. Und selbstverständlich stünde es den Teilnehmern auch frei, sich auf dem Weg vorbei am Nordstern eine Linie Koks zu ziehen.
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Johannes Sieber hat sich dank der Neuwertversicherung seines gestohlenen Moutainbikes einen schnittigen Cityflitzer leisten können. Für den Kuppler schreibt er einmal im Monat von der Banalität des Alltäglichen und hofft, damit seinen Beitrag zur Verbesserung der Welt getan zu haben.
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www.meinetwegen.ch
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