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Partytime!

Kürzlich bin ich auf Facebook der Gruppe „Over 30 and still Grooving, Clubbing and Enjoying Life!“ beigetreten. Ich mag Parties so sehr wie Cäsar seine Spiele mochte und ich wage zu behaupten, dass der gesellschaftliche Stellenwert der tanzorientierten Nachtaktivität kulturpolitisch aufs Gröbste unterschätzt wird. Und ja, wäre es nicht verboten, ich würde im Rahmen erwähnter Zusammenkünfte heute noch Gladiatoren aufeinander los gehen sehen wollen, anstelle der billigen Tanzperformances und den Visuals, die so wirken wollen, als wären sie auf LSD entstanden.
Die wenigsten sind es sich bewusst: Eine Party ist ein organisches Gefüge und durchlebt im Verlauf einer Nacht verschiedene Phasen. Am besten gefällt mir ihr Ende. Enden von Parties sind darum unheimlich schön, weil die wenigen, die bis zum Putzlicht tanzen, sich von der Nacht nicht lösen können. Sie wippen im Gleichtakt mit der Musik ins Morgengrau und sind irgendwie eins mit sich selber und dem Promillwert Alkohol in ihrer Blutbahn. Enden von Parties sind nie agressiv. Sie haben etwas melancholisch Trauriges, etwas Intimes sogar.
Im hässlichen Gegensatz dazu steht der Anfang einer jeden Party. Alle kommen später als die andern und beschweren sich, dass der Laden noch nicht voll ist. Gehemmt stehen sie herum, trinken einen Drink nach dem andern und trauen sich auch im hintersten Winkel nicht, auch nur mit dem Kopf zu wippen. Dafür braucht’s noch eine Stunde, ein paar Drinks.
Manchmal traut sich ein Wagemutiger vor und wirft sich sich mitten auf den Dancefloor. Dort zuckt er vor den Augen der Gehemmten unkontrolliert vor sich hin und denkt, damit die Party lanciert zu haben. Das Gegenteil ist der Fall: Die Gehemmten sagen sich: „Nein so wie der ganz bestimmt nicht, ist ja voll peinlich!“ und pilgern nochmals an die Bar.
Der Spiesbürger wird nun sagen: „Sehen Sie, diese Jugendlichen sind alle alkoholabhängig. Botellon und Alcopops und womöglich noch Sex im öffentlichen Raum. Und so was soll gesellschaftspolitisch mehr geschätzt werden?!“
Ja, genau.
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Johannes Sieber erklärt tanzorientiere Nachtaktivitär zur Hochkultur. Für den Kuppler schreibt er einmal im Monat von der Banalität des Alltäglichen und hofft, damit seinen Beitrag zur Verbesserung der Welt getan zu haben.
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www.meinetwegen.ch
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