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Alte Freunde

Wie alle Jahre traf ich kürzlich die Kameradinnen und Kameraden aus meinen Jugendjahren in der Pfadfinderei zum Weihnachtsessen. Das Fazit der diesjährigen Zusammenkunft vorweg: Alle sind etwas dicker, nicht unbedingt zufriedener, dafür furchtbar komisch geworden.
Am schwersten getroffen hat es Springmaus, der vor einem Jahr das Rauchen aufgegeben hatte. Seine 40 Kilogramm Übermasse gegen einen Lungenkrebs einzutauschen, fand er darum keine wirkliche Lösung für sein doch ziemlich akutes Problem. Mit unserer Unterhaltung war es aufgrund dieses Vorschlags dann auch schon getan für den Rest des Abends.
Einen gewichtigen Wandel hat auch Suppenkaspar vollzogen. Unser ehemaliger Lagerkoch hat seinen Job in der Roche-Kantine an den Nagel gehängt und oberhalb vom Kino Plaza eine ‚Erwachsenen-Videothek’ eingerichtet. Hier vermietet und verkauft er neben Pornos auch Splattermovies, Filme in denen Blut spritzt und Köpfe rollen. Seine Witze waren entsprechend derb und nicht für alle lustig.
Auch nur knapp lustig war das einzige Paar, das aus unserer Meute heraus zusammengefunden hat und bis heute eines geblieben ist. Es steht kurz vor der Heirat. Man dürfe auf ein grosses Fest gespannt sein. Im August des nächsten Jahres soll es soweit sein. Der Grund für die Heirat sei übrigens Liebe, wie der künftige Gatte beteuerte, man habe nicht etwa schon „einen Braten im Ofen“ oder dergleichen.
Beim Dessert, Fruchtsalat, erklärte man mir, dass Ananas den Geschmack von Sperma positiv beeinflusst und zeigte sich überrascht, dass ich davon nichts wusste. Meiner Entschuldigung „Saversex“ wurde mit Spot begegnet. Auf dem Land sei man sich eben noch treu und müsse darum keine Geschlechtskrankheiten fürchten.
Wie der heterosexuelle Mann zum höheren Bewusstsein bezüglich Nuancen im Geschmack von Sperma kommen kann, dafür gibt es zwei Möglichkeiten. Zu Gunsten des Desserts habe ich auf konkretere Vorstellungen verzichtet.

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