Sprechen Sie deutsch? Die Begegnung mit Berliner S-Bahn-Kontrolleuren macht klar: Der Geist der deutschen Staatssicherheit lebt und die Trampel der Basler Verkehrs Betriebe sind Waschlappen im Vergleich. Sie verstehen Deutsch und lösen Kurzstrecke? Ich war nahe dran ein wackeres Sieg Heil zu schnalzen und gehorsam die Rechte zum Gruss zu heben, doch der Typ sah irgendwie nicht wirklich danach aus, als hätte er einem solchen Spässchen etwas Komisches abgewinnen können.
Ja, ich verstehe ihre Sprache, doch wissen Sie, ich löste während Jahren Kurzstrecke und stieg am Zoo in den ICE in Richtung Süden, das mit dem Hauptbahnhof hier ist einfach neu für mich.
Kürzlich hat irgendwo einer über Berlin geschrieben: ‚Wie ein Grabeltisch kommt sie mir vor, die Stadt, oder wie ein erlegtes und halb ausgeschlachtetes Etwas, um das sich die Hyänen reissen. Die Künstler, die Kreativen, die Sensiblen, all die, die keine Reibung ertragen aber stetig von ihr reden und von Spannungsfeldern und Schnittstellen und Inhalten und Formalem, die ihr Sein in Erfüllung tauchen wollen wie ein viel zu grosses Glied in ein Meer von Vaginas.’
Schön nicht? Das Selbe könnte man auch von Basel sagen. Nur traut sich das keiner.
Übrigens kennen Sie Desperate Housewives? Ich muss zugeben, bis vor kurzem dachte ich, TV-Serien seien etwas für Spiesser. Da sie immer am selben Wochentag und zur selben Uhrzeit gesendet werden, setzen sie ein geregeltes Leben voraus. Kürzlich aber hat mein Freund die ganze zweite Staffel DHW vom Netz geladen. Wir haben sie uns an einem Wochenende reingezogen. Zwanzig mal 45 Minuten nonstop. Anschliessend haben wir uns getrennt, resp. er hat mich verlassen. Ich ging zum Psychiater und der wollte wissen, ob ich Stimmen höre oder glaube, über übernatürliche Kräfte zu verfügen. Heute muss ich sagen: diese Serie veränderte mein Leben!
Verstehen Sie?
Er verstand nicht, glotze mich nur an wie ein Kampfhund und fletschte: Das macht dann 40 Euro.