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Frühlingsgefühle

Das Hässliche am Verlassenwerden ist die Vorstellung, wie der Ex-Freund mit einem andern schläft. Dachte ich bis anhin. Tatsächlich ist es noch viel beschissener, wenn der, mit dem man schon länger mal schlafen wollte, nach der Trennung mit dem Ex-Freund schläft.
 
Häää?! Dem heterosexuellen Leidensgenossen sei erklärt: Bei der Trennung homosexueller Beziehungen kann es vorkommen, dass beide Partner sich für den Frust- und Bestätigungsbeischlaf denselben Typen aussuchen. Das ist nicht lustig. Insbesondere dann nicht, wenn eben dieser Typ sich für den Ex entscheidet. Da kommt zur Eifersucht noch der Neid. Ein explosives Gemisch.
 
Es sei darum empfohlen, nach der Trennung die Jagd ausserhalb des regulären Einzugsgebietes anzusetzen. Dafür eignen sich Städtereisen ganz besonders oder noch besser: Kontakte nach Übersee.
 
Ein weiterer Knackpunkt bei der Trennung langjähriger Beziehungen, ist das Begegnen mit Menschen, an denen man Gefallen findet. Sie müssen von einem Moment auf den andern aus der Kategorie ‘Schön, aber komm mir nicht zu nahe, ich bin vergeben’ in ‘Schön, wir könnten mal miteinander schlafen, jetzt und hier oder morgen da’ umgebucht werden. Das braucht massiv Arbeitsspeicher und hat schon manchen Rechner lahm gelegt.
 
Erschwerend dazu kommt, dass keiner durch die Maschen fallen soll. Sorgfalt ist für den Prozess also von dringlicher Notwenigkeit. Schenkte man bis anhin und wenn’s wirklich hoch kam mal ein verträumtes Lächeln, kann das plötzliche Standhalten des Blickes schon auch mal überfordern. Ganz abgesehen davon, dass man ja eigentlich nichts weiter will, als ein klein wenig begehrt werden. Heiratsanträge sind tendenziell nicht Ziel der Anstrengung.
 
Bei allem Übel beruhigt der Gedanke, dass es sich mit Trennungen verhält wie mit Mathematik: Übung macht den Meister – das einzige was bleibt, sind die Schäden.
 
 
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Johannes Sieber ist ein gut aussehender Junggeselle, aus gutem Hause, wohlhabend und mit gesittetem Umgang. Er sucht auf diesem Wege keinen Partner zwecks Heirat. Für den Kuppler schreibt er einmal im Monat von der Banalität des Alltäglichen und hofft, damit seinen Beitrag zur Verbesserung der Welt getan zu haben.
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www.meinetwegen.ch
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