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November Rain

Mein bester Freund studierte Germanistik und Geschichte. Ist also einer der schlauen Sorte. Ansonsten unterscheiden wir uns kaum. Wir sind auf vier Tage genau gleich alt, beide sind wir stets pleite, beide rennen wir rast- und erfolglos den selben jungen Männern nach und beide haben wir einen Hang für Musik, die kein anderer Mitbewohner jemals tolerieren würde.
 
Das wurde beim kürzlich veranstalteten youtube.com-Duell klar, bei dem wir uns mit unseren Laptops am Küchentisch gegenüber sassen und im PingPong-Prinzip die Tracks aus unserer frühen Jugend spielten – über „Airport“ verstärkt durch meinen alten „Technics“ aus der selben Zeit. Tracks von Bands, die uns innerlich und äusserlich zu dem werden liessen, was wir eigentlich heute noch gerne wären.
 
Eine dieser Bands ist „Guns n’ Roses“. Und wir spielten das volle Programm: Angefangen bei ihrer Version von Bob Dylans „Knocking on Heavens Door“ über „Sweet Child of Mine“ mit dem oft imitierten und nie erreichten Gitarren-Intro und dem Terminator2-Soundtrack-Song „You could be mine“ (wir waren beiden in John Connor verliebt) zu „Don’t cry“ mit der unvergesslichen Textzeite „I know how you feel inside – i’ve been there before“, was auch immer genau Axel damit sagen wollte.
 
Jaja, das waren noch Zeiten. Die Guns n’ Roses Discographie steht übrigens in unserer Lounge. Auf Vinyl versteht sich.  Und ich muss zugeben, so was stimmt mich leicht nostalgisch. Doch wie Axel schon wusste: „Nothing last forever even cold November Rain“ – das gilt auch für Jugendsünden. Zum Glück auch irgendwie, ich möchte heute nicht mehr in Jeans-Jacke und aufgenähten Gruppenfotos rumlaufen. Mein Freund tuts manchmal noch. Aber er hat mit seinem Äusseren auch kein Defizit in Sachen Bildung wett zu machen. Ich finde mir steht der Radiohead-Pin besser.
 
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Johannes Sieber zahlte fünf Pfund für den Download des neuen Radiohead Albums. Für den Kuppler schreibt er einmal im Monat von der Banalität des Alltäglichen und hofft, damit seinen Beitrag zur Verbesserung der Welt getan zu haben.
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www.meinetwegen.ch
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Published inUncategorized