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Alte Fasnacht

Fasnacht ist nicht wirklich meins. Weder die vom Lande noch unsere stadteigenen so genannten schönsten drei Tage. Nein. Sie ist mir suspekt, warum genau weiss ich nicht und ja, ich bin auch ein bisschen neidisch auf alle die, die sie mögen. Das einzige was sie mir gibt ist das Erstaunen darüber, dass es sie überhaupt gibt. Hier in Basel.
Denn man stelle sich mal vor, wir Basler hätten noch nie so was wie Fasnacht gesehen. Und es käme einer daher und fände spontan: Lasst uns etwas ganz Grosses machen. Lasst uns mit Masken – Verzeihung: Larven – durch die Gassen ziehen. Mit Trommeln und Pfeifen, Pauken und Posaunen für drei Tage und Nächte sämtliche Dezibel-Grenzen und Ruhezeiten sprengen und last uns trinken bis wir kotzen und dann kotzen und es lustig finden.
Man stelle sich vor, derjenige würde sagen, dass abertausende von Menschen Jahr für Jahr nach Basel kommen werden, um ein Teil von diesem Grossen zu sein. So, dass kein Tram mehr seine gewohnte Linie fahren kann und Kaffee holen in Hakans Minishop zum Spiesrutenlauf würde. Ladenlokale hätten für drei Tage geschlossen und alle Beizen wären angehalten, durchgehend offen zu sein und ihrem Servicepersonal Nachtzuschlag zu löhnen.
Wie würden die zuständigen Behörden mit einer solchen Vision und den entsprechenden Anträgen umgehen? Wie viele Klagen von gestörten – bardon: sich gestört fühlenden – Anwohnern würden eingehen? Wie viele Steuerzahler würden die Entsorgung der Tonnen von Müll und die Ausgaben für das Sicherheitspositiv der Stadtpolizei nicht mitfinanzieren wollen?
Die Vision hätte keine Chance, jemals Realität zu werden. Eine Basler Fasnacht würde es nie geben, gäbe es sie nicht schon. Und das sollte all denen zu denken geben, die sie mögen.
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Johannes Sieber wohnt mittendrin, isst gerne Mehlsuppe, mag Trommeln und trinkt gerne mal einen oder zwei über den Durst. Für den Kuppler schreibt er einmal im Monat von der Banalität des Alltäglichen und hofft, damit seinen Beitrag zur Verbesserung der Welt getan zu haben.
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www.meinetwegen.ch
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