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Du stinkst!

Wüsste ich, wo man Aktien bekommt, ich würde mir welche von einem Chemiekonzern besorgen, der sich mit Duftstoffen auseinandersetzt. Der Parfüm-Industrie steht eine Blütezeit mir Rekordumsätzen bevor – da bin ich mir fast ganz sicher.
Als Nichtmehr-Raucher weiss ich, wie sehr Geruchs-Sinn unter der täglichen Schachtel Zigaretten leidet und massiv an Sensibilität gewinnt, wenn eben diese Schachtel weggelassen wird.
Nun stelle man sich vor, das Rauchen würde tatsächlich flächendeckend verboten. Zack, aus, fertig vor sich hin gequalmt. In Bars, in Restaurants und Diskotheken – Zustände wir in Nichtraucher-Abteilen der Bahn, wo es nach Schweiss, Migros Gourmessa Sandwiches und vollen Babywindeln stinkt. Nur eben in Bars und Discos mit tendenziell weniger Babywindeln-Anteil.
Mit anderen Worten: Schweiss und der Geruch von schlechtem Essen wird die neue Fussnote einer jeden spassorientierten Nachtaktivtät ausserhalb der eigenen vier Wände. Raucher werden sich vor der Hintertür zum gemeinsamen Inhalieren treffen und sich über den Gestank im Innern unterhalten: „Mein Gott, dem Manfred sollte mal einer sagen, dass er sich vor dem Ausgang duschen soll.“ Oder „Nurgül kommt wohl direkt aus der Imbissbude ihres Vaters, sie sieht ja schon aus wie ein Dürüm, nun riecht sie auch wie einer.“
Dem neuen Gestank wird kein Lüftungssystem den Garaus machen. Denn er hängt nicht in der Luft sondern an der nassen Haut und in den feuchten Haaren der Gäste und er verbreitet sich mit jeder Berührung. Wie ein Grippevirus. Igitt.
Das sei schon heute so, werden die Rauchgegner nun sagen – und sie haben Recht. Nur riecht es keiner. Also haben sie doch auch irgendwie Unrecht. Sicher ist, dass der neue Gestank nach neuen Lösungen schreien wird und die Parfümindustrie wird darauf eine Antwort haben.
Darum vermute ich hinter der Antiraucherkampagne nicht etwa die Krebsliga sondern die Duftstoffe-Industrie. Die wollen, dass es uns stinkt.
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Johannes Sieber duscht vor dem Ausgang und ist trotzdem gegen ein Rauchverbot in Diskotheken. Für den Kuppler schreibt er einmal im Monat von der Banalität des Alltäglichen und hofft, damit seinen Beitrag zur Verbesserung der Welt getan zu haben.
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www.meinetwegen.ch
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