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Fussball

Mein Mitbewohner sammelt EM-Panini-Bildchen. Er kauft zu Beginn eine Schachtel mit 500 Stück. So spart er 21 Franken auf den Einzelkauf. Das Heft gibt’s dann für Sammler kostenlos. Am selben Abend werden so viele Bildchen wie möglich eingeklebt. Die Doppelten landen in einem Couvert und werden an Schule getauscht.
Er ist Lehrer und die Bildchen machen ihn zum Helden seiner Schüler. Doch geht es ihm um weit mehr als um blosse Reputation. Lehrer-Ranking der Schülerzeitung lassen den alten Rocker kalt. Mein Mitbewohner mag Fussball. So richtig: Wenn’s nicht zu kalt ist, schaut er FCB im Stadion. Saisonkarte. Spiele auswärts oder solche bei schlechtem Wetter verfolgt er am TV. Sissi. Doch nicht nur das. Er kann bei minderoptimalen Resultaten so richtig stinkig werden. Nicht nur wenn der FCB verliert, nein auch ein Unentschieden ist “unter aller Sau”.
Ich habe das lange nicht verstanden. Klar freue ich, wenn der FCB Meister wird oder sich in der für eine nächste Runde in der Champions-League qualifiziert. Aber die Saison verfolgen? Bei verlorenen Spielen wütend werden? Für mich nicht nachvollziehbar. Bis mich kürzlich eine erstaunliche Paralelle in unseren Leben zu einer Erkenntnis brachte: Gigi Oeri verkaufte Ivan Rakitic gleichzeitig an Schalke 04 wie die Autoren meiner Lieblingsserie Six Feed under die Protagonistin Lisa Kimmel Fisher im Wasser sterben liesen.
Könnte man Stimmungen ähnlich wie Herzschläge messen, unsere Frequenz-Kurve wäre die Selbe gewesen. Und die Erkenntnis? Fussball-Meisterschaften sind wie TV Serien: Man kennt die Protagonisten beim Namen und kennt ihre Charakteren, man mag die einen mehr, die anderen weniger, man freut und ärgert sich mit ihnen, sie sind mehr oder weniger Teil der Familie und man weiss nie so genau, wie das Ganze weiter geht.
Und die Parallele bringt mich auf einen Verdacht: Die Uefa ist keine Sport-Organisation sondern eine aus der Unterhaltungsindustrie. Das Drehbuch der Euro 08 ist geschrieben. Die Sieger stehen fest. Nur wissen wir das heute noch nicht.
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Johannes Sieber drückt der Schweiz die Daumen. Für den Kuppler schreibt er einmal im Monat von der Banalität des Alltäglichen und hofft, damit seinen Beitrag zur Verbesserung der Welt getan zu haben.
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www.meinetwegen.ch
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